Die Lage am Strommarkt

Bis 2020 war der Strompreis in Europa auf einem Niveau, bei dem die Energiekosten für ein E-Fahrzeug deutlich günstiger waren als für einen Verbrenner mit fossilen Kraftstoffen. Doch wie sieht das heute aus?

Dies ist ein Gastbeitrag bereitgestellt von unserem Partner ewz

 

Schleichender Preisanstieg im Jahr 2021

Seit der zweiten Jahreshälfte 2021 sind die Preise am Strommarkt stetig gestiegen. Im August 2022 wurde dann ein Preisniveau erreicht, welches auch Fachleute nie geahnt hätten.
Eine der Ursachen war die Verknappung der Erdgaslieferungen nach Europa, die auf dem Gasmarkt zu einer stetigen Preissteigerung führte. 

 

Treiber für Strommarkt: Erdgaspreis

Grund für die Preissteigerung ist das Erdgas. Der Strommarkt folgt in dieser Zeit quasi 1:1 der Entwicklung des Gasmarktes in Europa. Ursache ist das Marktdesign in Europa: Es funktioniert nach dem Prinzip der sogenannten «Merit-Order». Die Merit-Order (deutsch etwa «Kraftwerkseinsatz-Reihenfolge») bestimmt, welcher Kraftwerkstyp der Preisreihenfolge nach zuletzt genutzt wird, um die zu einem bestimmten Zeitpunkt benötigte Strommenge zu erzeugen. In Europa und insbesondere in Deutschland, dem Strommarkt, der auch für die Schweiz massgeblich ist, ist dieses letzte Kraftwerk fast immer ein Gas- oder Kohlekraftwerk. Entsprechend folgt der Markt auch dem Preis von Erdgas bzw. Kohle.

Neben dem Gaspreis als grundsätzlichem Treiber verschärfte sich im Sommer 2022 die Lage im Strommarkt weiter. Ursachen waren einerseits Schäden an französischen Kernkraftwerken (die Hälfte der KKW wurden vom Netz genommen). Und andererseits die ausgeprägte Hitzewelle verbunden mit Trockenheit, die zu einer Leistungsreduktion in thermischen Kraftwerken und weniger Strom aus Wasserkraftwerken führte. Derzeit sinkt der Preis an den Strommärkten mit zunehmender Unabhängigkeit Europas von russischem Erdgas wieder (Stand Oktober 2022).

 

Konsequenzen und Ausblick für die Elektromobilität 

Selbst mit den momentan vergleichsweise hohen Strompreisen erreichen die Energiekosten für E-Autos die Kraftstoffkosten von Verbrennern nur in sehr wenigen Gemeinden oder in bestimmten Anwendungsfällen (z.B. Schnellladen). In den meisten Fällen, besonders beim AC- Laden zu Hause oder unterwegs, bleiben die Energiekosten jedoch darunter. Der Ausbau erneuerbarer Energien wird zudem langfristig einen senkenden Effekt auf den Strompreis haben. 

Bezüglich einer Gesamtkostenbetrachtung werden die Anschaffungskosten für E-Autos kurz- bis mittelfristig sinken, bedingt durch ein grösseres Modellangebot und sinkende Batteriekosten durch höhere Stückzahlen. Daneben bieten E-Autos ein Potenzial als künftige dezentrale Energiespeicher.
 

«Elektromobilität verstehen wir als Teil eines neuen, integrierten Gesamtenergie-Mobilitätssystems, das einen wertvollen Beitrag für ein klimaneutrales urbanes Leben leistet.»

Björn Slawik
Leiter Produktentwicklung, ewz
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